Wolfgang Bosbach zu Besuch
Wie soll man auf das Erstarken der AfD reagieren? Warum können so genannte Gefährder nicht direkt eingesperrt werden? Und lohnt es sich für junge Menschen, in eine Partei einzutreten? Diesen und vielen anderen Fragen stellte sich MdB Wolfgang Bosbach vor einer breiten Schülerschaft unserer Oberstufe.
Am 12.1.2017 versammelten sich alle Sozialwissenschaft-Kurse der Einführungsphase und mehrere interessierte Schüler aus der Q-Phase in der Aula, um einen besonderen Gast zu begrüßen: MdB Wolfgang Bosbach. Er besuchte unsere Schule, die mitten in seinem Wahlkreis liegt, und informierte die interessierte Schülerschaft insbsondere zu tagesaktuellen, politischen Inhalten, aber auch über Persönliches, was für einen Tagesablauf ein Politiker zum Beispiel hat sowie seinen Werdegang. Durch die doppelstündige Veranstaltung führten zwei Moderatorinnen aus der Einführungsphase.
Herr Bosbach selbst trat 1972 der CDU bei, unter anderem, weil Deutschland nach den 1968er in einer Art Umbruch war, man sich damals für die Politik besonders interessierte und er bei bestimmten Themen einfach mitsprechen wollte. Bosbach betonte, wie viele junge Leute sich für die damaligen Entwicklungen interessierten und genoss auch den Austausch. „Was glaubt ihr, wie viele Meinungen auf einer Versammlung einer einzigen Partei herrschen können“, gibt er zu bedenken. „Statt 70 oder 80 junge Menschen treffen sich heute nur noch 10 oder 12 auf den wöchentlichen Parteitsitzungen.“
Auf die Frage, ob es sich für die heutige Jugend noch lohne, einer Partei beizutreten oder gar Politiker zu werden, antwortete Bosbach, dass er niemals den Beruf des Politikers als Alleinlösung empfehlen würde, sondern man immer ein unabhängiges berufliches Standbein brauche. Er selbst hat nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann über den zweiten Bildungsweg 1980 das Abitur erworben und schließlich ein Jurastudium mit dem zweiten Staatsexamen absolviert. Er betonte, dass er neben seinem Abgeordnetenmandat selbstverständlich noch immer in seinem Beruf tätig sei und aktiv in seiner Kanzlei arbeite. Eine wirtschaftliche, berufliche Absicherung würde er jedem angehenden Politiker empfehlen.
Zu vielen politischen Fragen äußerte sich Herr Bosbach und er erklärte dabei wesentliche Sachverhalte, die in Medien zwar immer wieder aufgegriffen, aber selten erläutert werden. „Warum können so genannte Gefährder nicht einfach alle inhaftiert werden?“ war eine dieser Fragen aus der Schülerschaft. Bosbach erläuterte umfassend die Problematik, dass hinter dieser Frage ein komplexes Gebilde an juristischen Gegebenheiten stehe, mit welchen der Rechtsstaat eben handeln müsse. „Darf man jemanden einsperren, weil er im Internet recherchiert hat, wie man eine Bombe baut? Was, wenn er angibt, dass er für z.B. eine Aufgabe im Rahmen des Chemiestudiums suchte?“ Mit geschickter Fragenlenkung machte er den Schülern klar, weshalb die Frage nicht einfach mit „Ja“ beantwortet werden kann.
Ebenso verdeutlichte er seine Meinung zu Grenzkontrollen, der Flüchtlingsdebatte und gab bzgl. der Koalitionsfrage für die nächste Bundestagswahl klar zu verstehen: „Die AfD sehe ich nicht als politischen Partner der Union, jetzt nicht und auch nicht in Zukunft – ebenso nicht als Koalitionspartner.“ Die AfD selbst müsse aber wahrgenommen werden, als Partei und als politische Meinung, denn alle Parteien verlören Mitglieder an diese erst 2013 neu gegründeten Partei. Als Abschlussfrage, für welchen Fußballverein denn sein Herz schlägt, „outete“ sich der MdB als leidenschaftlicher FC-Anhänger :-).
Wir danken Herrn Bosbach herzlich für sein sehr informatives, lehrreiches und interessantes Interview, das uns einen tiefen Einblick ins politische Wirken gab und viele offene Fragen beantwortete.