ExkursionenOberstufe

Berlinfahrt der Q2

Donnerstag, 23.03.017. 4 Uhr morgens.

Mit pechschwarzen Augenringen und Koffein-Mangelerscheinungen trafen wir uns bibbernd und schüttelnd auf Gleis 7 des Kölner Hauptbahnhofs. Nachdem die Bahntickets verteilt wurden, konnte nach langer Wartezeit auf die Ankunft in Berlin Frau Matthes unser neues vorübergehendes Zuhause bezogen werden. Gerade die Brotdosen aufgemacht, das Nackenhörnchen zurechtgestutzt, konnten wir unsere räumlich beschaulichen Sitze wieder aufgeben. Fehler. Unser Zug wurde auf die Hälfte verkürzt. Konsequenz: Die Reservierungen verfallen und wir würden ohne Sitzplatz wie Sardinen in der Büchse enden. Unsere Aufgabe war nun, Plätze mit der Markierung „ggf. reserviert“ zu finden. Zum Glück gestaltete sich diese Suche relativ kurz. Auf den neuen Plätzen
angekommen, konnten erst einmal die 5 versäumten Stunden Schlaf nachgeholt werden. Während Herr Pautz akkurat und ordentlich wie immer auf seinem Sitzplatz seinem Schönheitsschlaf nachging, verteilte sich Frau Matthes auf den halben Gang, als würde sie etwas unter ihrem Sitz suchen.

Nach einigen verratzten Stunden trafen wir nun endlich am Berliner Hauptbahnhof ein. Mit dem ein oder anderem Gepäckstück weniger (S-Bahntüren schließen sich viel zu schnell), trafen wir nun endlich am Wahrschauer Platz ein. Ein kleiner Fußmarsch später waren wir im All-In-Hostel, ein gemütlicher und preiswerter Ort zum Ausruhen. Zu diesem Punkt kamen wir allerdings erst später. Zunächst musste das Gepäck verstaut werden, sodass wir uns zu unserem ersten Halt machen konnten, das Deutsche Historische Museum. Von Propaganda bis Tagebucheintrag. In der Ausstellung rund um die deutsche Geschichte von 1945 bis 89 (Kalter Krieg, DDR, Berliner Mauer etc.) gab es eine Vielzahl an Originalstücken zu betrachten. Nr mussten wir im Laufe des Tages feststellen, dass uns unsere Müdigkeit einen Strich durch unsere Konzentration machte. Bei angenehmen Temperaturverhältnissen, gedimmtem Licht und sogar Sitzmöglichkeiten, mussten wir uns ziemlich zusammenreißen, nicht in die Versuchung zu kommen, ein außer-häusliches Nickerchen zu tätigen, denn so ein Bahnsitz ersetzt leider kein Bett. Doch auch diese Strapazen bewältigten die Meisten ohne längerfristige Folgen.

Spätestens im Berlin Dungeon entkam man der anhaltenden Müdigkeit. Von Blutegeln unter den Sitzbänken, bis hin zu einer sarkastischen Todesrichterin, bei der derKleidungsgeschmack eine entscheidende Rolle spielt. Die verzerrten Gesichter am Mini-Freefall-Tower (Hamster-Pautz und Panik-Matthes) waren der krönende Abschluss eines Rundgangs voller Leid und Schrecken.

Freitag, 24.03.2017. 9 Uhr morgens.

Abgesehen von den ein oder anderen blauen Flecken aufgrund der ungünstig gesetzten Treppenstufe am Frühstücksbuffet des Hostels, bereitete das Treffen in mäßiger Frühe für die Meisten keine sonderlichen Schwierigkeiten. Wir machten wir uns auf den Weg nach Berlin-Hohenschönhausen in ein ehemaliges Stasi-Gefängnis. Dieses war von 1951 bis 89 in Betrieb und hielt Gefangene vor allem für ihre politischen Ansichten fest und folterte sie physisch und psychisch. Beim Rundgang mit Menschen, die dies selber miterlebt haben, wurden uns anschaulich und detailreich das Leben
in den Zellen und die kreativen Einfälle der Stasi-Mitarbeiter erläutert. Nichts für Leute mit Klaustrophobie und einem hohem Einfühlungsvermögen, dennoch aber eine hervorragende Führung, die zum Nachdenken anregt!

Um 14 Uhr ging es weiter Richtung Reichstagsgebäude. Nach einem kleinen Imbiss in dem architektonisch wunderschönen Besucherzentrum des Paul-Löbe-Hauses durften wir erstmal gefühlte
Ewigkeiten im Besuchervorraum warten, bis wir auf die Tribüne des Plenarsaals gelassen wurden. Leider war die heutige Tagung des Plenums bereits zu Ende (Thema an diesem Tag: Maut für PKW-Fahrer einführen?). So hörten wir uns einen an Besucher gerichteten Vortrag über das Gebäude an. Die monotone Vortragsweise ließen zusammen mit den bequemen Sitzen der Tribüne viele zur Augenpflege verleiten. Der darauf folgende Aufstieg in die Glaskuppel des Reichstagsgebäudes rappelte uns allerdings wieder auf, sodass wir die schöne Aussicht ohne Müdigkeitsanfälle genießen konnten. Darauf hin wurden wir bereits um halb 6 entlassen und konnten nach Abmeldung bei Frau Matthes oder Herrn Pautz tun und lassen was wir wollen. In so einer schillernden Stadt wie Berlin ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, die ein oder anderen Clubs und Kneipen aufzusuchen, um einen schönen Abend mit unseren Stufenkameraden zu verbringen auf das baldige Ende unserer Schulzeit.

Samstag, 25.03.2017, halb 9 Uhr morgens

Abfahrt zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen in Oranienburg im Norden Berlins. Nach einer kleinen Einführung in die Geschichte des KZ wurden wir um die Anlage geführt, gingen in einige der im Original erhaltenen Häuser hinein, sahen alte Uniformen und Folterungsgeräte, mit denen in der NS-Zeit vor allem Ausländer, Andersgläubige und politische Gegner festgehalten und zur Arbeit gezwungen wurden, bis sie an dessen Folgen, oder aufgrund von Massenerschießungen starben. An die 200 000 Menschen wurden von 1938 bis Kriegsende in das Lager deportiert. Beim Anblick des riesigen, dreieckigen Geländes, welches mittlerweile fast frei von Gebäuden steht(meist lediglich Markierungen, wo diese mal gestanden haben), hätte man nicht den Eindruck, dass hier in einem Monat (August 1941) 18 000 Kriegsgefangene ermordet wurden. Das Hauptgebäude mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“, welches den Eingang des flachen Geländes markiert, schien ironischerweise freundlich und alles andere als abstoßend. Schon damals wurde Wert auf die Pflege des Geländes gelegt, damit der Anschein eines „friedlichen Arbeitslagers“ geschaffen wurde

Nach all diesen Eindrücken brauchten wir alle ein bisschen Aufbauendes und auch Verpflegung. Kurz vorm Eintreffen des Zuges, gönnten sich ein paar Leute etwas vom ortsansässigen Mäcces. Einige brauchten allerdings so lange, dass sie dem losfahrendem Zug hinterher sprinteten und wir letztlich ohne die Herrschaften losfahren mussten. Leider hatte keiner zur dieser Hollywood-reifen Szene eine Kamera zur Hand.

Am Kurfürstendamm angekommen, besuchten wir Nahe der Erlebnisaustellung „The Story of Berlin“, einen original erhaltenen Atomschutzbunker aus dem Kalten Krieg. Was zunächst wie der Eingang zu einem Parkhaus aussah (das war es auch), entpuppte sich als Zutritt zu einem unterirdischen Irrgarten mit bunten Lichtern und tausenden Feldbetten. Im Falle eines atomaren Anschlags in Minimum 1,5km Entfernung würden dort 3592 Leute überleben, wenn auch nur mit dem Allernötigsten an Verpflegung, jedoch kaum darüber hinaus. Nach zwei Wochen solle man aus
dem Bunker wieder an die „frische“ Luft kommen, bis man nach heutigem Kenntnisstand an den Folgen der radioaktiven Strahlung gestorben wäre. Nach damaligem Kenntnisstand (1974) hätten sich die radioaktiven Partikel nach besagter Zeit weitgehend abgesetzt und es würde kaum noch Gefahr für den Menschen bestehen. Unter anderem aus diesen Gründen wurde der Bunker, genauso wie viele weitere unter Ost- und Westberlin stillgelegt und für „Schaulustige“ (Historiker :-)) wie uns freigegeben.

Nach dieser beklemmenden Erfahrung kamen wir glücklicherweise ohne längerfristige Folgen wieder an die Oberfläche, woraufhin wir die besagte Ausstellung „The Story of Berlin“ besuchten. Ohne fest eingeplante Führung durch die verwinkelten Räume konnte man sich die Zeit nehmen, jede einzelne Wand, geschmückt mit unzähligen Informationen und Bildern über Berlin vom Mittelalter bis in die Neuzeit, gründlich durchzulesen. Wenn auch sehr lang, ist die usstellung sehr detailliert und umfassend über zwei Etagen aufgebaut, sodass wir nach dem wissensreichen Besuch erst einmal einige Stunden Pause hatten, bis wir zu der nächsten Attraktion machten, hinauf in den Berliner Fernsehturm.

Alle bestens gelaunt warteten wir um viertel vor 10 nahe dem Alexanderplatz auf Herr Pautz und Frau Matthes, die anscheinend noch ein wenig brauchten. Durch die Sicherheitsschleuse durch (Flughafen-Feeling), erwartete uns oben angekommen eine Lounge Bar und eine atemberaubende Aussicht auf das nächtliche Berlin. Einige Zeit mit genialer Aussicht oben verbracht, kehrten wir wieder nach unten und machten uns weiterhin einen schönen letzten Abend als Abschluss unserer Tour.

Sonntag, 26.03.2017, halb 10 Uhr morgens.

Die einigermaßen späte Aufstehzeit brachte uns aufgrund der Zeitumstellung leider nicht viel. Unsere blauen Flecken am Frühstücksbuffet abgeholt, verstauten wir unser
Gepäck und begaben uns zu unserem letzten Ausflug in die Nähe des Brandenburger Tors. In Madame Tussauds erwarteten uns einige bekannte Gesichter. Wie Miley Cyrus auf einer Abrissbirne oder sich von Sigmund Freud therapieren lassen… einige unserer Schnappschüsse waren geeignete Kandidaten für das Profilbild unserer Berlin-WhatsApp-Gruppe. Schweren Herzens betraten wir letztendlich unseren Zug, der diesmal im Ganzen in den Bahnhof einfuhr. Aufgrund der Tatsache, dass wir mit einem IC, und keinem ICE (die schnellere Version vom IC) fuhren, dauerte die Fahrt ein wenig länger, war dafür aber weitaus komfortabler mit riesigen Sitzen und unendlich viel Fußraum bis wir an der Endstation Kölner Hauptbahnhof ankamen.

Alles in allem kann man sagen, dass die Berlin Fahrt ein gelungener Abschluss unserer Schulzeit war und zudem eine gute Vorbereitung auf das Geschichtsabitur. Während die U- und S-Bahn unser bester Freund geworden ist, wir uns gute und weniger gute Vorträge angehört haben, gegen die Müdigkeit gekämpft haben und die ein oder anderen Besitztümer und ganze Koffer verloren gegangen sind, hat uns die Exkursion sehr viel Spaß gemacht!

Vielen Dank an Frau Matthes, die es tatsächlich organisatorisch gebacken bekommen hat, uns noch einen letzten Ausflug vor unserem Abgang zu ermöglichen, und Herrn Pautz, der uns durch die wildesten Gegenden gelotst, uns gewohnt sachlich akkurat geschichtlich aufgeklärt hat.

Es war eine sehr schöne Zeit!!! 🙂