ExkursionenOberstufe

Natz hat’s – Integrationsfahrt der EPH

Bestens gelaunt ging es für 8 Lehrer und Referendare bereits Freitagnacht Richtung Südtirol. Nach rund fünf Stunden Fahrt – die Berge. Österreich. Der erste Kaffee und die Vorfreude aufs Skifahren rückten näher. Zur gleichen Zeit schnüffelt ein Spürhund in Herkenrath die Busse nach Drogen ab. Mit dabei Schulleiter Müller. Und ein Polizist. Ergebnis: kein Fund.

Samstag wurden die neuen Skilehrer von Pistenpapst Jürgen Meder ins Skigebiet Jochtal eingeführt. Anfängerhügel, rote Pisten, schwarze Pisten, Jausestation. Spät abends trudelten dann auch die Busse mit den Schülern ein. Die Referandare, Herr Pautz, Herr Stepanek und Frau Höhne lernten auf der Fahrt durch die Boomboxen der Schüler die Freuden, aber auch Abgründe der internationalen und deutschen Popmusikkultur kennen (Stichwort: Songtitel „Dicke … , Kartoffelsalat“). Erschöpft, aber glücklich gab’s den Run auf die Zimmer. Und Abendessen.

Sonntag dann der erste Ski-Tag. Was für die Skifahrer normales Vokabular war, sorgt bei den „Frischlingen“ für ratlose Gesichter: Bindung? Carving-Ski? Stöcke? Wat’n dat? „Herr Bechert, Warum wollen die hier in der Skiausleihe mein Gewicht wissen?“, fragten einige Schüler. Ganz einfach, damit die Bindung richtig eingestellt ist und sich bei Stürzen löst. Und Stürze wird es geben. Reichlich. Ganz sicher! Aber das wissen die Anfänger noch nicht. Nicht umsonst gehört zu Beginn des Unterrichts das Aufstehen zu den wichtigsten Ãœbungen. Das ist anstrengend, verdammt anstrengend. Einige Schüler spüren zum ersten Mal, dass sie eine Oberschenkel- und Wadenmuskulatur haben. Dieser Schmerz wird sie eine Woche begleiten. Das weiß man als Sportlehrer. Während die Profis und die Fortgeschrittenen mit den Gondeln hochfahren und die ersten Schwünge auf 2000m Höhe ziehen, werden die 12 Anfängergruppen in die Vorzüge einer Körpervorlage, einer Gewichtsverlagerung und der Hoch-Tief-Bewegung eingeführt.

Auch der Begriff „Pizza“ bekommt plötzlich eine völlig neue Bedeutung. Schneepflug war gestern. Da es im Jochtal keinen „Zauberteppich“ gibt, der die Anfänger auf den „Idiotenhügel“ (so wird die Anfängerpiste in der Skisprache mit viel Respekt wirklich genannt) hochzieht, heißt es nach erfolgreich 20-m-Abfahrt mit gerade mal drei Stürzen wieder: hochlaufen. Der Skischuh schmerzt, die Skier sind schwer, die Brille verrutscht. Schön ist anders! Aber das gehört nun mal dazu. Das Schwerste ist, wieder mit den Skischuhen in die Bindung zu kommen. Training der Frustrationstoleranz für Schüler – und Lehrer. Interessant zu sehen, dass auch die sehr guten Sportler sich auf den Skiern bewegen wie Forrest Gump. Auch Breakdance-ähnliche Bewegungen (Hallo Konstantin) werden vorgeführt. Manchmal ist man halt fremdbestimmt – muss ja nicht unbedingt durch Skier sein. Es wird aber auch viel gelacht. Mit dem Kopf in den Schnee (Marvin, alles wieder okay) oder mal eine unfreiwillige Pirouette (zahlreiche Anfänger) gehören zum Repertoire. Skifahren ist halt eine andere Welt.

Am zweiten Tag läuft es bei allen schon besser. Die ersten Kurven gelingen und die „Honig-Gruppe“ darf auch schon mit Gondel und Teller-Lift auf den Berg. Die Profis heizen mit Skilehrer Fages die Pisten runter. Die Fortgeschrittenen feilen mit Frau Pfeifer, Frau Pomberg und Herrn Hermes an ihrer Technik. Spielerisch mit Ãœbungen wie „Flieger“, „schiefes Tablett“ oder „Formel 1“. Auch das Chaos im Ski-Depot ist bei Weitem nicht mehr so groß wie am Tag zuvor. Fast alle haben mittlerweile kapiert, dass 80 Schüler auf 16 Quadratmeter nicht wirklich gleichzeitig Skier, Stöcke und Schuhe verstauen können. Da sag‘ mal einer, Schüler seien nicht lernfähig. Nach dem Abendessen wird auf dem Handy gezockt, sich vor dem Haus unterhalten oder altgediente Spiele wie „Werwolf“ erleben eine Renaissance. Am Pokertisch 3 wird mit Centstücken hoch spekuliert, während im Tischtennisraum die ansonsten oft sehr guten Sportler beim Rundlauf regelmäßig ausscheiden. Um 23 Uhr geht’s aufs Zimmer und ab 24  Uhr ist Nachtruhe – die auch zur Zufriedenheit des Lehrpersonals weitestgehend eingehalten wird. Schließlich geht’s um 8 Uhr morgens ja wieder in Richtung Piste.

Der dritte Skitag ist traditionell der schwerste. Die Beine werde langsam müde und die Festplatte im Kopf ist komplett voll. Trotzdem schaffen es die meisten Skifahrer, locker und immer sicherer todesmutig sich die blauen Pisten herunterzustürzen. Nur wenige beschäftigen sich noch mit aufsteigen, in die Bindung kommen oder Schneepflug. Der Tellerlift am Ãœbungshang wird für J. zum fast unüberwindlichen Hindernis. Nach zwei Stürzen, schafft er die Fahrt nach oben, nur um kurz danach einen spektakulären Stunt hinzulegen. MIT Skispitzen bergwärts steht er locker im Lift, den Teller unter dem Po. „Nur nicht setzen“, denkt sich der Skilehrer hinter ihm. Nach zweihundert Metern setzt J. sich doch, fällt natürlich hin, nicht ohne vorher sich dreimal um dem Teller gedreht zu haben. Kante in den Schnee, Ski ab. Loslassen, das ist nichts für J. Und aufgeben schon mal gar nicht. Er wird rund 20 Meter liegend über den Schnee gezogen. Aus unerfindlichen Gründen und den physikalischen Gesetzmäßigkeiten völlig widersprechend schafft er es, wieder in den Stand zu kommen. Auf einem Ski, tollkühn wie sonst nur James Bond, fährt J. auf einem Ski den Lift hoch, den Skistiefel locker in den Schnee schiebend. „Cooler Typ“, denke ich, wohlwissend, dass sein rechter Oberschenkel in ca. 15 Sekunden zerbersten wird. Falsch 20 Sekunden, denn dann legt J. einen fulminanten Stunt hin. Nichts passiert, aber jetzt muss er hochlaufen. Sind ja nur 500 Meter. Berghoch. Das tut weh! Aber J. ist wahrlich ein Kampfschwein, oben angekommen, geht‘ s für ihn direkt weiter.

Unermüdlich kämpft sich auch der Rest der „Milchgruppen“ ab. Großen Respekt dafür. Selbst kleine Erfolge werden gefeiert wie die Deutsche Meisterschaft eines FC Kölns. Antwort eines Schülers auf die Frage seines Skilehrers, wie es denn so laufen würde: „Bombe, ich komm jetzt schon beim ersten Mal in die Bindung“. Morgen geht’s dann direkt auf die Schwarze Piste. Wahrscheinlich aber dann doch nicht. Wohl aber für die Fortgeschrittenen und fortgeschrittenen Anfänger. Sie machen sich beim Anblick in die Tiefe zwar in die Hose, aber manchmal gilt auch: No risk, no fun. Zunächst vorsichtig runtergerutscht, dann die ersten kleinen Schwünge. Geht doch, also ab die Luzie – aber mit Bedacht und schön auf der Kante, mit Körpervorlage, Knie nach innen gedreht und immer ins Tal blickend. Die Feuertaufe haben Janina, Hannah, Gabriel und Jann bestanden. Schnell die Talabfahrt runter – und noch einmal mit der Gondel Richtung Schwarze. Dumm nur, dass G. am Idiotenlift stürzt. Die Quittung: Spitzname „Vollhorst“ und abends Tischdienst für alle, die dabei waren.

Am Abend dann auch leider Negatives. Weil zwei Schülerinnen vehement gegen die Hausordnung verstoßen haben – und dieses auch noch mit einem ausgeklügelten Komplott einer anderen Schülerin in die Schuhe schieben wollten, gab es nach langwierigen Diskussionen der Skifahrleitung richtigerweise nur eine Lösung: am nächsten Tag mit dem Zug zurück nach Hause. Begleitet von Lehrer Hermes. Komischerweise stand das Thema „Disziplin“ danach nicht mehr so weit oben auf der Agenda. Manchmal muss man eben Zeichen setzen. Denn 98 Prozent der Schüler halten die gar nicht so strengen Gemeinschaftsregeln ein – und leiden dann unter den restlichen 2 Prozent. Am letzten Skitag galt das Motto „Freie Fahrt für freie Bürger“. Die Schüler sollten auf der Piste das umsetzen, was sie in den letzten vier Tagen auf ihren Carvingski gelernt haben. Schön zu sehen, dass sie teilweise die Ãœbungen für sich noch einmal ausprobiert haben. In 3er-Gruppen und endlich mal ohne Lehrer (der allerdings trotzdem ständig in der Nähe war, ohne dass die Schüler es gemerkt habe) genossen Schüler und Schülerinnen gemeinsam das Naturerlebnis Skifahren.

Insgesamt war diese Fahrt für fast alle ein tolles Erlebnis, sie stärkte den Zusammenhalt untereinander, die Schüler lernten auch damit umzugehen, mal nicht mit ihren Freunden etwas unternehmen zu müssen, sondern vielleicht auch mal mit anderen, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht so toll fand – oder schlicht noch nicht kannte. Die dafür aber einem im Lift oder auf der Piste geholfen haben. Auch der Umgang mit widrigen Wetterbedingungen, mit Schmerzen an Schienbein oder Wade wollte gelernt sein. Wie sagte schon „Xavier Naidoo“: „Dieser Weg wird kein leichter sein“. Natz war und ist somit eine perfekte Vorbereitung für das große Ziel: Abitur.

Ralf Kennel (KEN)

2 Gedanken zu „Natz hat’s – Integrationsfahrt der EPH

  • Timuçin Kniege

    Beste fahrt die es je gab. Doch leider fehlt in dem Artikel das beste der ganzen Fahrt: der superbowl Sieg von den Patriots. Aber ist ja nicht weiter schlimm.

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    • Pascal Meurer

      Die Skifahrt war sicherlich sehr erfolgreich, wobei es beim Methodentraining und der Unterkunft doch noch einiges an Verbesserungsbedarf gibt.

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